Schätzübung am Bedeckungsveränderlichen X Tri

Dietmar Bannuscher

Einführung

Nachdem wir zum Jahresende 2002 eine Schätzübung an Mirasternen durchgeführt hatten, soll nun eine Übung zur Beobachtung von kurzperiodisch veränderlichen Sternen folgen.
Wie schon bei den Langperiodischen vergleicht der Beobachter die Helligkeit des Veränderlichen mit der eines helleren und eines schächeren Nachbarsterns. Allerdings sind grundsätzlich auf Umgebungskarten für Kurzperiodische keine Vergleichsternhelligkeiten angegeben. Wie wir weiter unten noch sehen werden, bildet der Betrachter mittels der Sternvergleiche sogenannte Stufen. Die Vergleichsterne legt der Beobachter selbst fest, allerdings sollten sie nicht um ein vielfaches heller oder schwächer sein als der Veränderlich zum gegebenen Zeitpunkt.


Da infolge des relativ raschen Lichtwechsels (z. B. bei Bedeckungsternen ein Sinken der Veränderlichenhelligkeit) der zunächst schwächere Vergleichstern irgendwann heller als der Veränderliche sein wird, muß für die weitere Schätzung ein noch schwächerer Nachbarstern herangezogen werden.

Schreibweise

Die Schätzung wird auf eine besondere Weise notiert. Jeder Vergleichstern erhält einen Buchstaben, der erste hellere ein "A", der erste schwächere ein "B", jeder weitere Vergleichstern bekommt den jeweils nächsten Buchstaben (normalerweise selten mehr als 5 Vergleichsterne benötigt). Die Schätzmethode wird im nächsten Abschnitt näher erklärt, jedoch besteht sie einfach gesagt aus einer separaten Schätzung zwischen dem Veränderlichen mit dem helleren Vergleichstern und zwischen dem Veränderlichen mit dem schwächeren Vergleichstern. Da beide Vergleiche quasi zur selben Zeit erfolgen, werden sie auch gemeinsam niedergeschrieben:


Erst die Uhrzeit aufschreiben, dahinter dann die Schätzung zu diesem Zeitpunkt (z. B. 21:00 Uhr A2V2B oder 22:00 B1V3C usw.). Dabei steht "A" für den ersten helleren Vergleichstern, "V" für den Veränderlichen und "B" für den ersten schwächeren Vergleichstern.


Der hellere Vergleichstern steht immer links, der schwächere immer rechts vom "V". So rutscht der vorher schwächere Stern "B" irgendwann auf die linke Seite, sobald er nämlich gleichhell oder heller ist als der Veränderliche. Der nun neu zu bestimmende schwächere Vergleichstern "C" kommt dann auf die rechte Seite von "V" (demnach wird der Veränderliche nun mit B (heller als V) und C (jetzt der nächstschwächere Vergleichstern) verglichen). Die Zahlen zwischen den Buchstaben bezeichnen die sogenannten Stufen, welche jetzt im folgenden Kapitel durch die Argelander Stufenschätzmethode ermittelt werden können.

Argelanders Stufenschätzmethode

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte F. W. Argelander die Stufenschätzmethode, in welcher durch Vergleich zwischen Veränderlichem und Nachbarsternen brauchbare Schätzwerte (Stufen) gebildet werden. Reale Helligkeitswerte der Vergleichsterne wie bei den Mirasternen werden hier nicht benötigt. Es kommt darauf an, das Maximum (z. B. bei RR Lyr - Sternen) oder das Minimum (bei Bedeckungssternen) festzustellen.
Hier nun die Formulierungen Argelanders (leicht abgewandelt), wie er beim Vergleich zwischen den Sternen die Stufen ermittelte:

Stufe 0: "Erscheinen mir beide Sterne immer gleich hell oder möchte ich bald den einen, bald den anderen ein wenig heller schätzen, so nenne ich sie gleich hell und bezeichne dies dadurch, daß ich eine 0 zwischen den Vergleichstern und den Veränderlichen setze" (z. B. A0V oder V0B usw.).
 
Stufe 1: "Kommen mir auf den ersten Anblick zwar beide Sterne gleich hell vor, erkenne ich aber bei aufmerksamer Betrachtung und wiederholtem Übergang von A zu V oder von V zu A (oder B zu V ect.) entweder immer oder doch nur mit sehr seltenen Ausnahmen (z. B.) A für eben bemerkbar heller, so nenne ich A um eine Stufe heller als V und bezeichne dies durch A1V (oder V1B ect.), so daß immer der hellere vor, der schwächere hinter der Zahl steht."
 
Stufe 2: "Erscheint der eine Stern stets und unzweifelhaft heller als der andere, so wird dieser Unterschied für zwei Stufen angenommen und durch (z. B.) A2V, wenn A, hingegen V2B wenn V der hellere ist."
 
Stufe 3 und 4: "Eine auf den ersten Anblick ins Auge fallende Verschiedenheit gilt für drei Stufen und wird durch A3V oder V3B bezeichnet. Endlich bedeutet (z. B.) A4V eine noch auffallendere Verschiedenheit zugunsten von A."
 

Anmerkung: mehr als 4 Stufen zu schätzen ist grundsätzlich nicht sinnvoll, fünf Stufen sollten die Ausnahme bleiben. Der Beobachter findet in der Nähe des Veränderlichen normalerweise immer genügend Vergleichsterne, die nicht zu hell oder zu schwach im Vergleich sind, auch wenn der Veränderliche seine Helligkeit ändert. Dann müssen einfach mehr als die "üblichen" 5 Vergleichsterne gesucht und benutzt werden.


Jede Schätzung (einmal mit dem helleren und dann mit dem schwächeren Vergleich- stern) wird für sich vorgenommen, aber dann mit der Uhrzeit gemeinsam notiert (z. B. Schätzung um 22:00 Uhr A2V3B, 22:15 Uhr A3V1B, 22:30 Uhr B0V3C usw.). Der Veränderliche wird im Zuge seines Lichtwechsels entweder heller oder schächer und kehrt dann nach mehr oder weniger langer Zeit zu seiner Ursprungs- helligkeit zurück. Der Beobachter gebraucht beim Wiederanstieg bzw. beim Wiederab- fall des Lichtes die schon benutzten

Vergleichsterne, so daß irgendwann wieder "V" mit "B" und "A" verglichen werden wird. Durch die Schätzungen entstehen Stufen, welche dann in einem Diagramm über die Zeit aufgetragen die Lichtkurve bilden. Anhand dieser Lichtkurve kann dann das Maxi- oder Minimum ausgemessen werden.


Die Auswertung dieser Schätzübung erfolgt später. Jetzt geht es nach der langen Vorrede endlich zum Gucken!

Die Schätzübung

 Auf der hier abgebildeten Karte der BAV ist der Veränderliche X Tri markiert.

Er ist ein Bedeckungsveränderlicher und somit nimmt sein Licht auf den folgenden Bildern zunächst ab, um dann wieder zuzunehmen. Zur Vereinfachung sind schon 5 Vergleichsterne markiert, allerdings kann der Betrachter sich seine Vergleichsterne auch selber auswählen. Auf den einzelnen Bildern sind die Uhrzeiten schon vorgegeben, so daß nur noch die Schätzung (einmal mit dem helleren und dann mit dem schwächeren Vergleichstern) vorzunehmen ist.


Ergebnisse der Schätzübung können an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. eingeschickt werden. Wir wünschen viel Spaß bei der Sache!!!