Entdeckungen von Veränderlichen

Was mache ich wenn ich einen neuen Veränderlichen entdecke ?

Diese Frage wird den Veränderlichen-Organisationen häufig gestellt und sie verdient eine detaillierte Antwort. Es ist immer aufregend, einen neuen veränderlichen Stern auf den CCD-Aufnahmen oder bei den nächtlichen Beobachtungen zu entdecken.
Obwohl die Entdeckung von Novae und Supernovae häufig mehr Beachtung finden, kann auch die Entdeckung weniger prominenter Veränderlicher wissenschaftlichen Wert besitzen. Man kennt heute zwar viele tausend veränderliche Sterne, aber sehr wahrscheinlich warten Millionen weitere auf die Entdeckung in den gesammelten Datenarchiven von Amateur- und Profi- Beobachtern. Was sollte man also tun, wenn man vermutet, einen neuen Veränderlichen entdeckt zu haben ?
Das weitere Vorgehen in einem solchen Fall soll in den folgenden Punkten beschrieben werden.

1. Kataloge durchsuchen

Der allererste Schritt ist natürlich die Überprüfung, ob es sich bei der Beobachtung tatsächlich um einen neuen Veränderlichen handelt und dieser nicht schon anderweitig entdeckt wurde. Zunächst sollte man im International Variabel Star Index (VSX) nachsehen, der Online-Informationsquelle der AAVSO für bekannte veränderliche Sterne. Hier sind die Informationen für zehntausende Veränderliche aus dem GCVS (General Catalogue of Variable Stars) und verschiedenen anderen Quellen gesammelt. Bekannte und aktiv beobachtete Veränderliche sind mit hoher Wahrscheinlichkeit hier zu finden. Vor der Suche in VSX sollte man aber die Position des Stern auf besser als eine Winkelminute genau kennen.

Danach sollten auch andere Online-Kataloge zur Kontrolle genutzt werden. Das kann hilfreich sein, wenn der Stern in einem anderen Katalog (wie z.B. Guide Star Catalog oder 2MASS) erfasst aber nicht als Veränderlicher bekannt ist. Das ist besonders nützlich um zu sehen, ob ein Objekt eine Nova oder ein Mira-Stern mit großer Helligkeitsamplitude ist. Ist das Objekt in einem anderen Katalog verzeichnet, aber mit einer viel geringeren Helligkeit, so kann das tatsächlich auf einen veränderlichen Stern hinweisen. Mit der Hilfe von VizieR kann man sehr viele Kataloge durchsuchen. Auch die Simbad-Datenbank kann sehr hilfreiche Ergebnisse geben, auch wenn sie nicht so umfangreich ist wie VizieR.

Sinnvoll ist es auch sicherzustellen, dass es sich nicht um ein Objekt des Sonnensystems handelt! Das Sonnensystem ist voll mit Asteroiden, Kometen und anderen kleinen Objekten von denen viele den Helligkeitsbereich von Amateurteleskopen erreichen. Bei bekannter Position und Beobachtungszeit hilft der MPChecker des Minor Planet Center dabei zu erkennen, ob man es hier mit einem Objekt des Sonnensystems zu tun hat. 

2. Daten überprüfen


Weiter sollte man sicherstellen, dass es keine Probleme mit dem verwendeten Bild selbst gibt. Bildfehler, wie z.B. von kosmischer Strahlung, sollten leicht zu erkennen sein, da sie oft gezackt oder blockhaft aussehen im Gegensatz zu den runden Sternen im Bild.  Helles Mondlicht oder irdische Lichtquellen können Geisterbilder oder Reflexe auf dem CCD-Bild bewirken. Gelegentlich können auch noch raffiniertere Fehler auftreten, wie z. B. Restladungen: Wenn man z. B. ein Bild mit starker Sättigung bei einem hellen Stern nimmt, kann etwas Ladung an der Position dieses Sterns im CCD-Chip über bleiben und in nachfolgenden Aufnahmen die Helligkeit beeinflussen. Dadurch kann der Eindruck eines sich verdunkelnden Sterns entstehen. Man sollte ein gutes Gefühl dafür entwickeln was die aufgenommenen Daten enthalten und – wichtiger noch - was sie nicht enthalten !

Schließlich sollte man keine ungefilterten Beobachtungen machen. Viele vermeintliche “Entdeckungen“ von veränderlichen Sternen waren Fehlalarme infolge von ungefilterten CCD-Beobachtungen. Viele Veränderliche erscheinen rötlich und haben sehr viel größere Helligkeiten im roten als im sichtbaren Spektralbereich. In vielen Katalogen werden aber V-Helligkeiten angegeben. Da CCD-Kameras im Roten (und Infraroten) viel empfindlicher sind als das Auge, erscheinen rote Objekte in ungefilterten Aufnahmen übermäßig viel heller als blaue Vergleichssterne. Man muss daher sehr vorsichtig sein, wenn man die Veränderlichkeit von Sternen aus ungefilterten Daten abschätzen möchte. Man tut gut daran, ungefilterte Photometrie nur für Beobachtungsfelder ohne rote Objekte zu verwenden. Wenn man ungefilterte Beobachtungen in einem unbekannten Sternfeld nutzt, sollte man sehr sorgfältig alle verfügbaren Kataloge nach roten Sternen in diesem Feld durchsuchen, damit sich nicht ein vermeintlich “neuer Veränderlicher“ einfach nur als sehr roter Feldstern entpuppt.

3. Ist es eine Nova oder eine Supernova ?

Eine neu entdeckte Nova oder Supernova sollte man zu allererst an das Central Bureau for Astronomical Telegams (CBAT) der Internationalen Astronomischen Vereinigung (IAU) melden. Auf der Seite http://www.cbat.eps.harvard.edu/HowToReportDiscovery.html   findet man die Anleitung für solche Berichte. Das stellt sicher, dass die Entdeckung so schnell wie möglich so viele Beobachter wie möglich erreicht und dass damit die Bestätigung der Entdeckung durch andere Beobachter erleichtert wird (http://www.cbat.eps.harvard.edu/unconf/tocp.html).

4. Ergebnis veröffentlichen

Alle Beobachter sollten stolz sein auf ihre Entdeckung und ihre Arbeit im Bereich Veränderliche. Ein wichtiger Teil der tatsächlich wissenschaftlichen Arbeit ist die Mitteilung der Beobachtungen an Profiastronomen sowie an andere Sternfreunde.

Neuentdeckungen sollten auch im BAV Rundbrief bekannt geben werden, der auch von Fachastronomen gelesen wird. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt die BAV sogenannte BAV Mitteilungen heraus, die ebenfalls in der Fachwelt verbreitet werden.

Eine Meldung an VSX (siehe Punkt 1) ist sinnvoll und notwendig, da der neue Veränderliche dann ggf. dort von anderen Sternfreunden gefunden bzw. schon als bekannter Veränderlicher identifiziert werden wird. Diese Meldung kann der Entdecker selbst dort einbringen, er muss sich registrieren und dabei einige Formalitäten erledigen. <br
Die BAV hat ein Forum, in welchem eine Neuentdeckung bekannt gegeben werden kann, es finden sich immer Sternfreunde für eine Zweitbeobachtung oder Bestätigung. Dort gibt es auch nützliche Tipps und Informationen. Mailen sie an das Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.