Bericht über die Veränderlichen-Beobachtungswoche an der
VdS-Sternwarte in Kirchheimn 2004
Rudolf Obertrifter Wie in den letzten BAV Rundbriefen angekündigt, fand in der Zeit vom 28.08 - 05.09. 2004 eine Veränderlichen-Beobachtungs- und Urlaubswoche an der VdS-Sternwarte in Kirchheim statt. Die Woche war vor allem als Einführung für neue/unerfahrene Beobachter gedacht. (Die Entwicklung läßt sich in den BAV Rundbriefen 4/2003 und 3/2004 nachvollziehen).
So trafen sich dann am Samstag 28.08. ab 15 Uhr Werner Braune, Gerd-Uwe Flechsig, Rudolf Obertrifter, Kerstin und Manfred Rätz sowie Josef Trummer, um zusammen mit Dr. Jürgen Schulz, dem Leiter der Sternwarte, die Örtlichkeiten in Augenschein zu nehmen und einige organisatorische Dinge zu besprechen. Ein angemeldeter Teilnehmer hatte kurzfristig abgesagt, ein weiterer kam nicht, war auch telefonisch nicht erreichbar. Werner Braune, Gerd-Uwe Flechsig und Rudolf Obertrifter bezogen die Zimmer auf der Sternwarte, Josef Trummer hatte sich in Kirchheim einquartiert. Kerstin und Manfred Rätz verabschiedeten sich nach einigen Terminabsprachen, die restlichen Teilnehmer gingen zum Abendessen. Hier wurde nochmals über die Vorkenntnisse und Wünsche der Teilnehmer gesprochen. Quintessenz des Ganzen war, zwei Teilnehmer (Werner Braune und Gerd-Uwe Flechsig) mit praktischer visueller Beobachtungserfahrung, die beiden anderen ohne.
Nach Rückkehr zur Sternwarte zeigte der zuvor bedeckte Himmel große Wolkenlücken, so dass Werner sein C8 aufbaute. Er stellte das Feld von OO Aql ein. Alle Teilnehmer konnten an Hand der Karte OO Aql eindeutig identifizieren. Schätzen konnten wir allerdings nicht, da der Himmel schnell wieder zuzog.
Im weiteren werde ich mich vor allem auf den astronomischen Teil beschränken: Am Sonntag Vormittag führte Werner zunächst theoretisch in die argelandersche Stufenschätzmethode ein. Nach einer Pause, die wir zu einem Blick auf die Sonne nutzten (die Kirchheimer Volkssternwarte macht Sonntagvormittags öffentliche Sonnenführungen) machten wir eine erste praktische Schätzübung mit Hilfe der BAV-Dias von X Tri. Trotz unterschiedlicher Vergleichssterne und deutlicher Unterschiede im Gesamtstufenumfang landeten wir alle mit unserem Minimum in einem Fenster von 10 Minuten, was für mich angesichts der sehr unterschiedlichen Erfahrung der Teilnehmer doch sehr verblüffend war.
Nach einem ausgiebigen Rundgang durch Kirchheim unter Führung von Dr. Schulz zusammen mit seiner Frau erhielten wir eine Einweisung in die verschiedenen auf der Sternwarte vorhandenen und nutzbaren stationären und mobilen Teleskope. In der Rolldachhütte ist neben den vereinseigenen Teleskopen ein zu Testzwecken ausgeliehener 5-Zoll-Takahashi-Refraktor (128/1040) montiert. Wir bauten auch ein zweites C8 auf GP-DX-Montierung auf (gehört der VdS).
Gegen 21 Uhr wurde es klar, geplant waren Aufsuchübungen. Als erstes suchte und fand Werner BR Cyg, Übungen der Teilnehmer wurden wegen durchziehender großer Wolkenfelder verhindert. So warfen wir nur einen Blick auf einige Doppelsterne (z.B. Albireo) und offene Sternhaufen (z.B. h&c). Es zeigte sich hier, wie auch am Abend zuvor und wie an den folgenden Abenden, dass der fast volle Mond (Vollmond war in der Nacht von Sonntag auf Montag) doch empfindlich störte, insbesondere bei Objekten, die in Richtung des Mondes lagen. Möglichkeiten der Abschattung gaben die Mitbeobachter, die sich als Schattenspender passend aufstellten.
Nach einem Ausflug nach Erfurt am Montagvormittag folgte am Nachmittag durch Werner eine Einführung in die Beobachtungsplanung und die dazu zur Verfügung stehenden BAV-Hilfsmittel. Mit den folgenden Rahmenbedingungen · Beobachtung bis maximal 2 Uhr · zwei C8, ein 5-Zoll-Refraktor, Feldstecher der Teilnehmer (10x50) · fast die ganze Nacht Mond · Bedeckungsveränderliche des BAV-Standardprogramms ST und RR-Lyrae-Sterne des BAV-Programms RR mit bekannteren Sternen gingen wir das BAV Circular für den Tag durch, suchten alle in Frage kommenden Veränderlichen heraus und entschieden in einem zweiten Schritt anhand von Helligkeit, Amplitude und Lage am Himmel (Mond!), welche Veränderliche wir mit welchem Instrument beobachten wollten. Die erste Nachthälfte war aber leider nicht klar, nur vereinzelte Wolkenlücken.
Am Dienstag Vormittag machten wir die Beobachtungsplanung für den Abend und besprachen das weitere Wochenprogramm. Nachmittags stellte Kerstin Rätz verschiedene zur Verfügung stehende Karten der AAVSO zur Mirastern-Beobachtung vor sowie einige auf der Sternwarte vorhandene Atlanten, auf die wir im weiteren Verlauf der Woche noch öfter zurückgriffen. Wie am Vortag war die erste Nachthälfte zur Beobachtung nicht geeignet, es klarte erst nach Mitternacht auf.
Am Mittwoch Vormittag besichtigten wir Weimar, einen Tag vor dem Brand in der Amalia-Bibliothek. Nachmittags stellte Manfred Rätz die Beobachtungsmöglichkeiten mit CCD-Kameras vor. Die geplante Beobachtung mit der ST8 der Sternwarte fiel den zunächst schlechten Wetterbedingungen zum Opfer, allerdings klarte es ab 22 Uhr auf. Werner stellte im C8 SW Lac ein, so dass wir zu unseren ersten Schätzungen eines Minimums kamen.
Nach einem kurzen Rückblick auf den vergangenen Abend stellte Gerd-Uwe am Donnerstag am PC das Stardialsystem vor und zeigte verschiedene Möglichkeiten der Auswertung. Im Anschluß werteten wir unsere Beobachtung von SW Lac aus und erstellten den Beobachtungsplan für die kommende Nacht, die versprach klar zu werden. Am späten Nachmittag kamen noch Kerstin und Manfred Rätz. Manfred bereitete den großen Newton der Sternwarte für CCD-Beobachtung vor, er hatte SW Equ ausgesucht. In Laufe der Nacht stellte sich dieser Stern als ungünstige Wahl heraus, da er doch deutlich langsamer war als gedacht, so dass nur eine Lichtkurve des Abstiegs aufgenommen werden konnte. Hierbei war Josef der sehr interessierte Teilnehmer. Visuell beobachteten wir β Per, BR Cyg mit dem C8 und DI Peg mit dem 5-Zoll-Takahashi. Nebenbei liefen noch Feldstecher-Beobachtungen von Kerstin und Gerd-Uwe an AI Dra. Der noch immer sehr volle Mond störte insbesondere bei der Beobachtung von β Per. Für mich war die parallele Schätzung der drei Sterne vom Umfang her gerade gut zu bewältigen. Zusätzlich zu diesen Sternen schätze ich auch β Lyr und δ Cep. Diese Schätzungen habe ich in den auf Kirchheim folgenden Wochen fortgeführt, allerdings seit Mitte September auf Grund schlechter Bedingungen nur noch zwei Schätzungen bekommen. Eine Auswertung steht noch aus, da man ja erst etwas sammeln muss, um eine reduzierbare Lichtkurve zu erhalten.
Nach einem Ausflug nach Eisenach mit Besichtigung der Wartburg sowie der Beobachtungsplanung für die Nacht begannen wir am späten Freitagnachmittag noch mit der Auswertung der Ergebnisse der vergangenen Nacht. Für Josef war dies nichts mehr. Er hatte mit einer Erkältung zu kämpfen, die ihn ins Bett und auch zur vorzeitigen Abreise zwang. In der Nacht schätzen wir TZ Dra (C8), XZ Cyg (Takahashi) und RZ Cas (Feldstecher).
Der Samstag diente der Auswertung der Ergebnisse der letzten beiden Nächte und der Beobachtungsplanung für die letzte Nacht und einem Rückblick und Manöverkritik der gesamten Woche. In der Nacht beobachteten wir RR Lyr (Feldstecher), nochmals XZ Cyg (Takahashi) und V 548 Cyg (C8). Letzterer machte Probleme, da wir ihn einige Male und dann endgültig im C8 bei azimutaler Aufstellung und Hand-Nachführung in einer sehr unübersichtlichen Sterngegend verloren. Später fanden wir ihn dann ohne Schwierigkeiten im Takahashi mit automatischer Ansteuerung. Das war aber nach einer über zweistündigen Lücke leider viel zu spät.
Nach einem ausgiebigen Frühstück traten wir am Sonntag gegen 10 Uhr die Heimreise an. Die Verpflegung haben wir in Eigenregie organisiert. Gefrühstückt haben Werner, Gerd-Uwe und ich auf der Sternwarte, Josef kam dann später aus seiner Pension hinzu. Zum Mittagessen waren wir in verschiedenen Gaststätten, entweder bei den Ausflügen oder in der Umgebung. Zu Abend haben wir auf der Sternwarte gegessen, was sich als sehr günstig herausgestellt hat, da wir so schnell auf die Wetterlage reagieren konnten.
Der Beobachtungsumfang war mit maximal drei Sternen pro Nacht für mich als unerfahrenem visuellen Beobachter in unserem Beobachtungsablauf gut zu bewältigen. Grundsätzlich wäre auch ein vierter Stern machbar, wobei dabei ein Teleskop mit automatischer Nachführung (wie das Takahashi) sicher hilfreich wäre. Die Ausbeute von neun Lichtkurvenblättern bei drei guten und einer teilweise nutzbaren Nacht ist sicher auch nicht zu verachten.
Mein ganz persönliches Fazit: Die Woche hatte die richtige Mischung aus Beobachtungen und Ausflugsprogramm, sie hat meine Hemmschwelle vor der visuel-len Beobachtung beseitigt (das Septemberwetter ließ bei mir nur zwei Beobachtungen zu) und sie hat Lust auf eine Wiederholung im nächsten Jahr gemacht.
Zum Schluß möchte ich Werner danken, für die viele Vorarbeit, die er geleistet hat, dass diese Woche ein Erfolg wurde. Wiederholung im Jahr 2005Urlaubswoche und Veränderliche in Kirchheim auch 2005 vom 27.8. bis 4.9.2005 an der VdS-Sternwarte in Thüringen Bei den Teilnehmern fand unsere Veränderlichenwoche 2004 in Kirchheim mit Beobachtungen und Ausflugsprogramm nach Erfurt, Weimar und Eisenach (Wartburg) großen Anklang. Wir wiederholen deshalb diese Veranstaltung, sofern sich etwa sechs Interessenten melden.
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