Die Ausgleichung von Beobachtungen nach der Methode der kleinsten Quadrate ist weitestgehend üblich und
bekannt. Die dazu erforderlichen Rechnungen finden sich allgegenwärtig in der mathematischen Literatur und
sind auch häufig schon im Lieferumfang gehoben ausgestatteter Taschenrechner oder aber auch von
Tabellenkalkulationsprogrammen enthalten. Etwas diffiziler wird die Sache aber, wenn spätestens zur
Veröffentlichung der erhaltenen neuen Erkenntnisse nach den Fehlern der Koeffizienten gesucht wird.
Im linearen Fall hilft auch hier (fast) jedes mathematische Nachschlagewerk; wenn aber, wie im Fall von
Bedeckungssternen mit wechselwirkenden Komponenten, eine ausgleichende quadratische Parabel gefunden werden
soll, endet die praktische Hilfe in der einschlägigen Literatur bestenfalls mit dem Hinweis auf das zugrundeliegende
Gleichungssystem und das Fehlerfortpflanzungsgesetz.
Bei der Auswertung von Beobachtungen an V366 Cas (siehe dazu IBVS 4798 = BAVM 116) stellte sich
uns dieses Problem
nun aber in recht drängender Form, so daß sich einer der Autoren (PK) den Mühen der Herleitung unterziehen mußte.
Damit die Ergebnisse dieser doch etwas aufwendigen Beschäftigung auch denen, die sich mit ähnlichen Problemen
konfrontiert sehen, als Kochrezept , d.h. ohne detaillierte Herleitung, zur
Verfügung stehen, haben wir uns entschlossen, den nachfolgenden Beitrag zu schreiben.
Für die erhaltenen N Meßwertpaare (xi,yi), i=1...N, das könnten z.B. die Epochenzahlen ( als xi ) und (B-R)-Werte ( als yi ) von Minima oder Maxima veränderlicher Sterne sein, soll zunächst ein linearer Ansatz
Ganz ähnlich geht man für einen quadratischen Ansatz
Ein Beispiel
Vorab noch ein Hinweis für jene, die die obigen Gleichungen in ein kleines Rechnerprogramm packen wollen:
Es wird hier gleichzeitig mit sehr großen und sehr kleinen Zahlen gerechnet; für die zugehörigen Variablen sind
daher entsprechend passende Typen (double =8-Byte-Zahl) zu wählen, um dann auch mit der nötigen Präzision
rechnen zu können.
Als Übungsaufgabe sollen die beobachteten und in den BAV Mitteilungen 116 veröffentlichten Minima von
V366 Cas dienen; wer die in der dortigen Tabelle 1 enthaltenen Daten mit den nachstehenden Elementen (Berthold, 1978,
Hartha Mitt. 12.2 = Elemente (1) im IBVS) reduziert, sollte die (B-R)-Werte aus dem dort in der Abbildung 1 gezeigten Diagramm
erhalten.
Wem das zu einfach ist, der kann natürlich auch die Ausgleichnung unter
Verwendung des Julianischen Datums als unabhängiger Variabler durchführen.
Die dabei erhaltenen Koeffizienten, hier zur Unterscheidung A,B und C genannt, müssen dann erst noch
entsprechend umgerechnet werden.
Zwischen dem Julianischem Datum JD eines beobachteten Ereignisses und der zugehörigen Epoche E besteht
bekanntermaßen der Zusammenhang
wobei E0 die Ausgangsepoche und P die Periode ist. Umformen dieser Gleichung und einsetzen in die
Bestimmungsgleichung der Parabel liefert die folgenden Rekursionsgleichungen:
THOMAS BERTHOLD | PETER KROLL | |
Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte Hartha | Sternwarte Sonneberg | |
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