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Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne e.V. (BAV)

Sektion für Kataklysmische (Eruptive) Sterne

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Sektion Kataklysmische
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V2362 Cyg / Nova 2006


Beobachtungen der BAV (rot) und aus dem VSNET (schwarz).
Die "untere" Lichtkurve besteht aus visuellen Beobachtungen,
die "obere" Lichtkurve aus CCD-Daten im roten Bereich.

Die Nova Cyg 2006 wurde am 2.April 2006 von Hideo Nishimur mit einer Helligkeit von 10.5mag entdeckt. Die Koordinaten lauten 21h 11m 32.34s +44° 48' 03.9" (2000.0). Beim Vorgängerstern handelt es sich vermutlich um USNO-A2.0 1275-14948782 mit B=16.4mag.

Die Helligkeit stieg in den folgenden Tagen bis auf 8.5mag im visuellen Spektralbereich. Anschließend fiel die Helligkeit bis Mitte August ab, bevor ein erneuter Anstieg in der gleichen parabelförmigen Kurvenform begann. Am 3. Dezember wurde ein Maximum von 10.0 mag (visuell) erreicht, das unmittelbar einen steilen Abstieg der Helligkeit einläutete.

Beobachtungen sollten unter der Bezeichnung 2107+44 V2362 CYG gemeldet werden. Eine Aufsuchkarte gibt es von der AAVSO unter http://www.aavso.org/cgi-bin/searchcharts3.pl?name=n%20cyg%2006. Beim Beobachten mit Fernglas sollte ein naher 9.7mag-Stern beachtet werden, der nur 1' entfernt steht. Wenn dieser Stern nicht von der Nova getrennt werden kann, dann kommt es zu falschen Helligkeitsmessungen.


Die Nova Cyg 2006 - V2362_Cyg - (k)eine Eintagsfliege im Laufe der Zeit

Hans G. Diederich

Die Nova Cyg 2006 (später umgetauft auf V2362_Cyg) hatte ich erstmals am 18.11.06 aufnehmen können. Wie immer bei Novae und Supernovae (und auch anderen Sternen mit Ausbrüchen) versuchte ich, durch wiederholtes Beobachten die zeitliche Entwicklung der Helligkeit zu dokumenterieren, durch Einzelbilder, Montagen, Blink-Sequenzen und Animationen. Als Zusammenschau gefällt mir am besten die in der Abb. 1 gezeigte Montage und die Tabelle der Helligkeit "aus eigener Fotometrier".

Diese Tabelle lässt erkennen, dass nach unten "noch Luft" ist. V2362_Cyg hat ihre Ruhelicht (ihre Helligkeit vor Ausbruch) noch nicht erreicht ...

18.11.06 V = 10.4 mag
25.11.06 V = 10.0 mag
12.04.07 V = 14,1 mag
02.12.07 V = 15.5 mag

Die Helligkeit des Vorgängersterns, von V2362_Cyg als "Noch-Nicht-Nova" also, wird in "The progenitor of Nova Cygni 2006 (=V2362 Cyg), Steeghs et al. (2006)" mit r = 20.3 mag angegeben.

Das Fotometrieren wurde inzwischen recht schwierig, da die Reihe der Vergleichssterne bei weitem nicht so weit hinab reicht, wie es jetzt wünschenswert wäre. Schwerwiegender aber erweist sich inzwischen ein Stern nur 5" westlich von V2362_Cyg mit r' = 14.8 mag, welcher die Fotometrierlupe magisch anzieht und von ihrem eigentlichen Ziel, V2362_Cyg nämlich, ablenkt.

Aber es wird weiter beobachtet. Und V2362_Cyg gilt als ausreichend interessant, um mich durch solche Schwierigkeiten nicht davon abhalten zu lassen. Sie wird in "The unusual Nova Cygni 2006 (V2362_Cyg), Kimeswenger et al. (2008)" als ungewöhnliche Nova bezeichnet und mit ihrer spektroskopische Entwicklung beschrieben. V2362_Cyg war insbesondere durch einen raschen Abfall ihrer Helligkeit, gefolgt durch einen erneuten ungewöhnlichen Anstieg der Helligkeit aufgefallen.

In der Montage wurden aufnahmetechnisch sehr unterschiedliche eigene Aufnahmen vom 25.11.06, 12.04.07 und 02.12.07 zusammen gestellt. Diese Unterschiede ergaben sich insbesondere durch die bei einer Nova ja nicht ungewöhnliche Eigenschaft der zunächst extrem großen Helligkeit. Man sollte bereits bei einer solchen allerersten Aufnahme an das Erfordernis der späteren längeren Integrationszeit denken, damit später zur Orientierung erforderlich schwächere Sterne bereits jetzt in der ersten Aufnahme zu sehen sind.

Rechts außen wurde der bereits erwähnten Arbeit "The progenitor of Nova Cygni 2006 (=V2362 Cyg), Steeghs et al. (2006)" eine Abbildung entnommen. Sie dokumentiert, wieviel Spielraum für einen weiteren Helligkeitsabfall von V2362_Cyg noch besteht. Diese Fotokarte wird auch zukünftig dabei helfen, eine immer schwächer werdende Nova eindeutig identifizieren und die Montage entsprechend erweitern zu können. Im Blick zurück war und ist dies eine meiner schönsten und interessantesten Nova-Beobachtungen. Es lohnt sich immer, bei Meldungen über "neue" Novae sofort zu beobachten und im Abstand von Monaten und später auch Jahren dies zu wiederholen. Dadurch wird aus einer "Eintagsfliege" ein über längere Zeit anhaltend Freude vermittelndes Projekt.