Das Beobachten veränderlicher Sterne

Werner Braune

An einem klaren Abend schaut jeder Sternfreund mit Begeisterung in das Sternengewimmel über sich und erfreut sich des Anblicks aus sicher unterschiedlichen Gründen, möglicherweise schon hingewandt zum auffälligen Mond, dem Stand einiger Planeten oder allein zum Erkennen der Sternbilder. Gerade bei letzteren fällt dem Betrachter auf, dass alle sichtbaren Sterne verschieden hell sind. Die helleren haben sogar eine erkennbar unterschiedliche Farbe. Man hat einige Mühe vor allem bei gutem Wetter unter so vielen Sternen die zusammengehörigen eines Sternbildes zu finden.

Einübung

Erkennbar und wichtig für die Veränderlichenbeobachtung ist, dass das Auge eben diesen Eindruck der Unterschiedlichkeit deutlich vermittelt. Man kann als Test des eigenen Auges zum Beispiel auffällige Sterne eines Sternbildes nach deren Helligkeit sortieren und man wird sehen, dass etwa bei der Cassiopeia die fünf hellsten Sterne, die das "Himmels-W" ergeben, nur etwa im Rahmen einer Größenklasse unterschiedlich hell sind (2.2 bis 3.4 mag, der Stern Gamma ist veränderlich!). Ist dies erkennbar, hat man ein gutes Auge und kann sich problemlos der Veränderlichbeobachtung widmen.

Nur mit dem beobachtenden Auge fing die Entdeckungsgeschichte der Veränderlichen an. Man fand zuerst wenige Sterne, die ihre Helligkeit erkennbar änderten. Mit dem Fernrohr und später mit der Fotografie wuchs die Zahl bekannter Veränderlicher auf nun über 40.000. Die Genauigkeit der Beobachtung hat mit der Entwicklung von Fotometern und jetzt mit der CCD-Technik auch in Amateurkreisen erheblich zugenommen und weitere Möglichkeiten der Entdeckung und Beobachtung erschlossen. Damit werden die Fachastronomen erheblich unterstützt.

Ein Sternpunkt lebt

Eigentlich ist die Betrachtung eines einzelnen Sternpunktes am Himmel nicht sehr spannend. Auch bei stärkerer Vergrößerung im Fernrohr bleiben die Sterne punktförmig. Man erkennt nur bei deutlich weit auseinander stehenden Doppelsternen diese als getrennt. Bei den zu eng zusammenstehenden Doppelsternen, den Bedeckungsveränderlichen sieht man nur etwas, wenn sich diese einmal bedecken - daher deren Bezeichnung. Aus der Sichtlinie von der Erde tritt ein schwächer leuchtender Stern vor den helleren und verfinstert diesen. Insgesamt sinkt die Helligkeit ab und steigt dann nach der Bedeckung wieder an. Beobachtet werden diese markanten Lichtschwächungen und das Minimum bestimmt. Die Bedeckung geht im allgemeinen recht schnell vor sich, so dass schon drei Stunden reichen können, um ein Ergebnis des Gesamtverlaufs zu erzielen.

Es ist also Leben in dem Sternpunkt, was die Beobachter wirklich spannend finden. Wie bei der Beobachtung anderer Himmelsobjekte muss man, um wirklich etwas zu entdecken, dabei bleiben und das Beobachtete genau festhalten. Mit der zugehörigen Kenntnis der Physik hat man bei der Beobachtung im Hinterkopf was passiert: Zwei ganz eng beieinander stehende Sterne agieren miteinander, manche berühren sich. Masse strömt von einem zum anderen Stern. Was da alles passieren kann ...

Aber längst nicht alle Veränderliche sind Doppelsterne. Auch Einzelsterne zeigen starke Helligkeitsvariationen durch Pulsation oder in Verbindung mit abgestoßenen dünnen Staubwolken. Vieles in der Physik der Sterne ist inzwischen geklärt, manches versteht man noch nicht, Neues kommt ständig dazu. Nur die Beobachtung kann zu weiteren Erkenntnissen führen.

Extrem variantenreich sind die eruptiven Veränderlichen. Hier ist kein Ergebnis vorhersagbar. Man steht bei der Beobachtung stets in der Erwartung eines Ausbruchs der Helligkeit aus einem zudem schwankenden Minimallicht. Und falls eine Nova entdeckt wird, muss man sogleich dabei sein, um zumindest den Abstieg der Helligkeit beobachterisch zu sichern.

Wie spannend und unterschiedlich die Veränderlichenbeobachtung ist, wird nachfolgend im Detail verdeutlicht. Wir folgen dabei Beispielen aus der allgemeinen Beobachtungspraxis der Bundesdeutschen Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne e.V. (BAV).